Sein Leben geben oder nehmen – Was bedeutet personales Sterben?

Von Rahel Rehder|2024-02-06T16:07:13+01:0016 August 2022|Anthropologie, Bioethik, Fragen am Lebensende, Tod und Sterben|

Die prinzipielle Fähigkeit des Menschen, sich als Person zu seinem eigenen Leben und Sterben derart in Beziehung zu setzen, ermöglicht ihm, das Widerfahrnis des Todes in einen personalen Akt der Hingabe zu verwandeln. Sterben als Akt ist Vollzug des Widerfahrnisses, aktives Tun des passiv Erlittenen. Indem der Mensch loslässt, was von ihm gefordert wird, gibt, was von ihm genommen wird, ist er im Stande, den Tod als einen Akt der Hingabe seines Lebens und damit seiner selbst zu vollziehen. Der an sich naheliegende Gedanke, den Suizid als eine weitere Weise betrachten zu können, dem Widerfahrnis des Todes als Person aktiv zu begegnen, lässt Entscheidendes außer Acht. Eine Analyse des Suizids als Handlung zeigt, dass der Mensch, der sich selbst tötet, gerade keinen personalen ‚vollmenschlichen‘ Tod stirbt. Das selbstermächtigende Handeln, das notwendigerweise in jeder Selbsttötung enthalten ist und mit der das Leben als Gabe zurückgewiesen wird, führt zu einer radikalen Aufspaltung der Person und untergräbt somit die spezifische Struktur menschlichen Seins.